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Mein Wort Reich

"Nicht Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den Worten fühlen." ( Samuel Butler)

 

 

Brief einer Unbekannten

March 25, 2014 6668hits

Titel Brief einer Unbekannten

"Brief einer Unbekannten" Stefan Zweig *****

Diese Geschichte zählt sicher nicht zu den größten Werken von Zweig, doch ich liebe diese Novelle und lese sie immer mal wieder.

Der Romanschriftsteller R. (sein Name bleibt geheim), erhält an seinem 41. Geburtstag einen Brief ohne Absender und Unterschrift. "Dir, der Du mich nie gekannt" steht auf der ersten Seite. Und auf den 90 Folgeseiten erfährt man den Inhalt dieses Briefes. Geschrieben hat ihn eine Frau, deren Kind vor wenigen Stunden gestorben ist. Sie gesteht R., dass sie ihn seit ihrem 13. Lebensjahr liebt. Sie wohnte damals im selben Haus, gleich in der Wohnung ihm gegenüber. Von Anfang an war sie von ihm fasziniert, aber er beachtete sie nicht. Als sie weg zog, brach eine Welt für sie zusammen. Aber sie war fest überzeugt ihrer Liebe zu ihm. So sehr, dass sie nach ein paar Jahren zurückkehrt und jeden Abend vor seinem Fenster steht. Einmal spricht er sie an, erkennt sie aber nicht als das Nachbarkind wieder. Er führt sie aus, sie schlafen miteinander. Danach sehen sie sich ein oder zweimal wieder, dann fährt er fort, für längere Zeit. Als sie schwanger ist, erzählt sie ihm nicht. Sie geht davon aus, dass er sie unterstützen würde, aber sie will ihm nicht zur Last fallen. Dem Kind zuliebe wird sie die Geliebte eines anderen. Sie ist schön und er ist reich, doch noch immer sehnt sie sich nach R. Nach Jahren begegnen sie sich wieder und auch jetzt erkennt er sie nicht, obwohl sie eine Anspielung macht. Sie schlafen miteinander, er bezahlt sie und denkt, sie wäre eine Prostituierte. Sie ist gedemütigt, doch liebt ihn weiter, ihr Leben lang. Als er den Brief erhält, ist sie - wie auch das gemeinsame Kind - schon tot. Er überlegt, denkt nach, doch er erinnert sich nicht.  "... und er dachte an die Unbekannte körperlos und leidenschaftlich wie an ferne Musik."


Diese Geschichte stimmt traurig, aber auch nachdenklich. Und sie bezaubert. Als Leser empfindet man Mitgefühl, mit ihr - aber auch mit ihm. *****

Last modified on Wednesday, 11 June 2014 11:29
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