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Mein Wort Reich

"Nicht Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den Worten fühlen." ( Samuel Butler)

 

 

Emilys

May 15, 2014 5993hits

Es war stockfinster und sie war völlig alleine. Der Schock über das Geschehene hielt sie eisern umklammert. Panik breitete sich in ihr aus. Was würde nun mit ihr geschehen? Wo waren die anderen? Und wieso saß sie plötzlich in diesem dunklen Gefängnis? Noch vor ein paar Sekunden hatte sie gemütlich in der Sonne gelegen und gedöst. Und nun hatte sie Todesangst. Sie hob den Kopf und versuchte, sich in ihrer neuen Umgebung zurecht zu finden. Hoch über ihr erblickte sie ein wenig Tageslicht, das durch einen schmalen Schlitz hinein drang. Sie fühlte, mehr als dass sie es sah, dass sich unter ihr eine dünne Lage Papier befand. Ansonsten war der Raum leer. Von irgendwo draußen waren laute Geräusche zu hören, die sie nicht zuordnen konnte. Ihre Gedanken konzentrierten sich auf einen Punkt. Sie wollte hier raus! Eine kleine Ewigkeit später waren panische Schreie zu hören. ..

 

Sie kauerte sich in eine der dunklen Ecken und machte sich noch kleiner, als sie ohnehin schon war. Traute sich kaum zu atmen. Hastig wurde eine Klappe geöffnet und grelles Licht fiel auf sie hinunter. Sie hielt ihre Augen fest geschlossen. Neben ihr plumpste etwas schwer zu Boden und vor Schreck blieb ihr Herz fast stehen. Wie eine schwere Decke legte sich erneut die bedrohliche Schwärze auf sie. Lediglich durchbrochen vom hektischen Atem anderer Körper, die neben ihr leise wimmerten. Die Angst um sie herum war deutlich fühlbar. Langsam rappelte sie sich auf und kroch vorsichtig in die Richtung, aus der die Laute kamen. So froh sie auch war, dass irgendetwas oder irgendjemand die Einsamkeit mit ihr teilte, so sehr fürchtete sie sich davor.

Ein plötzliches Dröhnen riss sie erneut von den Füßen. Unsanft stieß sie mit dem Kopf an eine harte Kante und vernahm nun direkt neben sich einen gequälten Aufschrei. Die Wände um sie herum schienen zu beben und sie vermochte nicht mehr länger auszumachen, wo oben und unten überhaupt war. Die Angst in ihr breitete sich aus, füllte ihre Brust, ließ sie nun endgültig die Kontrolle über ihren Körper verlieren. Entsetzt gab sie der drängenden Angst nach und erleichterte sich geräuschvoll. Beschämt und hilflos krabbelte sie orientierungslos vorwärts. Bestrebt, der Feuchtigkeit unter ihr und der daraus entströmenden, übel riechenden Unbehaglichkeit zu entkommen. Aus der entgegen gesetzten Richtung hörte sie ein ebenfalls unsicheres Krabbeln und wusste, dass sie der bevorstehenden Begegnung nicht würde ausweichen können. Mit vor Schreck geweiteten Augen starrte sie ins Dunkel. Und genau in diesem Moment hörte sie beruhigende Stimmen rufen: Keine Sorge, Emilys, gleich seid ihr zuhause!

Anmerkung: Vor ein paar Jahren mussten wir uns umzugsbedingt von unseren Laufenten trennen. Also fingen wir sie ein (echt nicht so einfach!), steckten sie in große Umzugskartons mit Stroh und fuhren sie zu den nur 800 m entfernten Nachbarn, die sie adoptiert hatten. Vor diesem Hintergrund schrieb ich diese Horror-Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht.

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