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Mein Wort Reich

"Nicht Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den Worten fühlen." ( Samuel Butler)

 

 

Schokolabby-Storys

Schokolabby-Storys (91)

 

 

 

 

Keine gleicht der anderen. Weder im Aussehen, noch im Charakter.
Nur eines haben sie gemeinsam, die Liebe zu uns.

Das sagten all die, die etwas von Hunden verstehen. Und selbst die, die sich zweifelnd fragten, ob es denn überhaupt braune Labrador Retriever gibt, fanden auch, dass SAM und JOE die schönsten braunen Hunde waren, die sie je gesehen hatten. Dem konnten wir jedes Mal nur begeistert zustimmen. Ich erinnere mich daran, dass wir einmal auf einem Parkplatz auf unser Herrchen warteten. SAM und ihre Schwester JOE saßen wie Zwillinge nebeneinander im Heck des Wagens und bei geöffneter Tür glänzte ihr Fell im Sonnenschein. Ein älterer Herr hielt auf seinem Spaziergang an und bemerkte mit einem Blick auf die beiden: Prächtige Tiere!

SAM war wirklich wunderschön. Mit einer Schulterhöhe von 56 cm konnte Ihre Statur als groß bezeichnet werden. Ihre tiefe Brust ließ sie sehr kräftig erscheinen, doch ihre Taille war stets schlank. Ihr breiter Kopf mit dem ausgeprägten Stop war ausdrucksvoll und ihre Augen leuchteten wie warmer Bernstein mit kleinen schwarzen Einschlüssen. Ihr Fell glänzte wie flüssige Kuvertüre und ihre Bewegungen waren elegant. Sie war eine echte Schönheit.
JOE war ebenfalls wunderschön. Ihre Statur wirkte ein wenig schmaler und ihre Augen waren eher mandelförmig als rund. Ihr Kopf war zwar breit, aber nicht ganz so breit wie der von SAM. Es war erkennbar, dass Joe die kleine Schwester von Sam war. Aber auch ihr Fall glänzte wie eine Speckschwarte, wie mit Tiroler Nussöl eingerieben. Während Sam mehr einem Bären ähnelte, war Joe schon eher ein Löwe.

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Am 2. Mai 1999 brachte Lara, die Mutter von SAM, den E-Wurf des Zwingers zur Welt. Mit drei Rüden und einer Hündin war dies ihr letzter Wurf. Zwei ihrer Welpen waren schwarz, zwei waren braun und die Kleinen wurden auf die Namen EGIDIO, EINSTEIN, ELRIKO und ELEGANCE. Zunächst wollte die Züchterin ELEGANCE behalten, gab sie aber zuletzt aufgrund drei weißer Haare auf der Brust an uns ab. Uns kümmerten die weißen Haare nicht und so kam ELEGANCE zu uns. Wir nannten sie JOE.

sam  joe als geschenk

SAM, die zu diesem Zeitpunkt bereits über zwei Jahre alt war, schaute sich die Kleine an und beschloss sie zu akzeptieren. Bereits die erste Nacht verbrachten sie gemeinsam in einem Korb, obwohl natürlich für jede von ihnen ein Korb zur Verfügung stand. Von dieser Nacht an waren die beiden unzertrennlich...

Schon vor der guten Beurteilung die SAM beim Wesenstest erhalten hatte, träumten wir doch hin und wieder davon, mit SAM einmal einen Wurf zu haben. Dieser Traum zerplatzte schon bald darauf wie eine Seifenblase, denn SAM, die mehrfach unter üblen Gebärmutterentzündungen litt, musste kastriert werden. Natürlich bedauerten wir, dass es nun keine Mini-SAMs geben würde, aber andererseits waren wir erleichtert. Denn wäre sie Mutter geworden, hätten wir nicht einen ihrer Welpen abgeben wollen. Und außerdem hatte ihre Gesundheit erste und absolute Priorität...

Als SAM knapp ein Jahr alt war, meldeten wir sie zum Wesenstest an. Außer ihr nahmen noch 9 andere Labbys teil, vier schwarze und fünf gelbe. Wir alle befanden uns mit der Jury auf einer großen Wiese in Schleswig-Holstein und wir hatten keine Ahnung, was auf uns drei zukommen würde. Gespannt beobachteten wir zunächst die Besitzer und ihre Hunde, die vor uns an die Reihe kamen. Es sah weder leicht noch schwer aus, was sie so trieben. Und dann wurden SAM und wir aufgerufen. Zunächst wurde kritisch beobachtet, wie stark die Bindung zwischen ihr und uns war, wie sie sich in den unterschiedlichsten und vor allem unvorhersehbaren Situationen verhielt und es wurde geprüft, ob Schüsse sie aus der Fassung bringen konnten. SAM war völlig cool und lief unerschrocken auf den Schützen zu. Von Angst keine Spur. Sie erledigte jede Übung mit Bravour. Und dieser Meinung war die Richterin auch. Abgesehen von der Tatsache, dass SAM den Wesenstest bestanden hatte, bescheinigte sie nur ihr zusätzlich: „Sam kommt dem Idealbild eines Labradors sehr nahe“. Voller Stolz verließen wir drei die Wiese.
SAM war völlig cool und lief unerschrocken auf den Schützen zu. Von Angst keine Spur. Sie erledigte jede Übung mit Bravour. Und dieser Meinung war die Richterin auch. Abgesehen von der Tatsache, dass SAM den Wesenstest bestanden hatte, bescheinigte sie nur ihr zusätzlich: „Sam kommt dem Idealbild eines Labradors sehr nahe“. Voller Stolz verließen wir drei die Wiese.

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Bei allen Aktionen, die nicht unbedingt zum normalen Tagesablauf gehörten, fragte SAM uns um Erlaubnis. Wenn sie beispielsweise auf einem Waldweg einen interessanten Stock fand, dann fragte sie mit ihren Augen, ob sie ihn mitnehmen dürfe. Erst nach einem aufmunternden „nimm ihn mit!“ packte sie ihn. Oder wenn sie einen bestimmten Weg einschlagen wollte, den zu einem Bach oder einem See. Sobald unser Ruf „lauf voraus“ ertönte, rannte sie freudig los. Und Millionen mal saß sie mit fragendem Blick vor uns und wir versuchten, ihr die Wünsche von den Augen abzulesen. Erst wenn wir die richtige Frage stellten, wie „willst du raus?“ oder „willst du einen Keks?“ sprang SAM auf und lief zur Bestätigung in die entsprechende Richtung. Sie war so schlau...

Auf SITZ und KOMM reagiert SAM schon bald fabelhaft. Mit „Nein“ oder „Aus“ hatte sie anfänglich Probleme. Doch schon bald befolgte SAM Kommandos aufs Wort genauso gut wie Hand- und Pfeifzeichen. Sie konnte uns mit der Zeit ansehen, was wir von ihr wollten und es machte ihr Spaß, uns dadurch zu verblüffen, dass sie genau das auch tat. SAM saß, lag, kam, ging, lief, sprang, schwamm, apportierte und spielte auf Kommando. Und sie leerte ihren Fressnapf nie, wenn man nicht vorher das Kommando „bitte schön“ servierte. Überhaupt diente das Wort „bitte“ von Anfang an zur Verstärkung eines Kommandos. Unsere damalige Putzfrau berichtete ihrer Mutter davon und hielt uns offenbar für völlig durchgeknallt.

Sah SAM, dass wir uns eine Pfeife umhängten und unsere Taschen mit kleinen Keksen voll stopften, dann wusste sie, es gab etwas zu tun. Voller Tatendrang lief sie dann vor uns die Waldwege entlang, schnupperte rechts und links an allen Ecken und warf übermütig kleine Stöcke durch die Luft. Und sie liebte Übungen, wie beispielsweise BLEIB mitten im Wald. Selbst wenn wir außer Sichtweite waren, rührte sich SAM nicht von der Stelle. Wenn dann die Pfeife ertönte oder wir ein „komm SAM“ riefen, schoss sie wie eine braune Rakete durch den Wald und flog auf uns zu, so schnell, dass sie so manches Mal an uns vorbeiflitzte. Die kleinen Kekse zur Belohnung hat sie sich immer redlich verdient...

... Geschenke

Im August 97 verlor SAM ihren ersten Zahn. Endlich! Denn mit ihren kleinen spitzen Beißern tätowierte sie ihre Liebe vorzugsweise direkt in unsere Haut. Auch einige Schuhe, Körbe, Buchrücken und Stuhlbeine konnten ein Lied davon singen, wie es sich anfühlte, mit Hingabe perforiert zu werden. Selbst der Tapete an der Wand war es nicht vergönnt, dort zu verbleiben. SAM fand es geradezu wunderbar, sie in langen Streifen abzuziehen und sich an den Schnipseln zu erfreuen. Doch alle Dinge, die herumlagen oder –standen nahm SAM als Geschenk von uns an sie. Und wann immer wir sie bei einer ihrer Lochereien ertappten, strahlte sie uns voller Stolz entgegen. Besonders an dem Morgen, als wir sie neben unserer ersten, gemeinsam erworbenen Antiquität fanden, die wir sehr lieben. Offenbar hatte auch SAM den kleinen Schrank zum Fressen gern, denn sein Mahagonifurnier hatte sie auf einer Seite völlig abgenagt. Ihren ersten kleinen Milchzahn bewahren wir immer noch in einer kleinen Dose auf.

... Mut

Noch als Welpe trat SAM auch großen Hunden sehr mutig gegenüber. Ich erinnere mich an einen Spaziergang am Ostseestrand, als wir auf einen 6 Monate alten Bordeaux Doggen-Rüden und seinen Besitzer trafen. Dieser Hund wog zu diesem Zeitpunkt bereits 40 kg. SAM brachte mit 6 Monaten immerhin auch schon wohlproportionierte 18,5 kg auf die Waage. Todesmutig stürzte sie sich auf ihn, zeigte diesem Koloss, wie man richtig über den Strand fetzen konnte und wie herrlich Wasser ist. Nach einer Viertelstunde lag der Rüde völlig erschöpft im Sand und ergab sich SAM, die ihren Sieg gebührend auskostete: sie stand über ihm und biss ihn in die Lefzen. An ihrer Couragiertheit hat sich in all den Jahren nichts geändert. Beherzt ging sie auf jeden Artgenossen zu, egal wie groß dieser war. Manchmal mit einer Riesenbürste auf dem Rücken. Im Zweifel versuchte sie es mit Charme. Und davon hatte sie viel.

... Übermut

Am Hundestrand waren oft mehr Kinder als Hunde. Was lag also näher, als sich in die Spiele dieser Kinder einzumischen? War keine Frisbeescheibe in der Nähe, dann spielte SAM bevorzugt Wasserball. Sah sie einen dieser lustig bunten Dinger durch die Luft fliegen, war sie nicht länger zu halten. Sie kannte dann keine Verwandten mehr, vergaß ihre gute Erziehung und tobte mit wehenden Ohren dem Ball hinterher. Den wollte sie unbedingt haben. Und meist bekam sie ihn auch.
Abgesehen von den kreischenden Kindern war das Ergebnis jedes Mal vorhersehbar: ihr Eckzahn riss ein kleines Loch in den Ball, so dass diesem zwangsläufig die Luft ausging. Lag die bunte Plastikhülle dann im Todeskampf am Strand, verteilte Herrchen an die Kinder Geld für neue Bälle. Und SAM trottete ungerührt hinter uns her. Denn ohne Luft machte so ein Ball ja sowieso keinen Spaß mehr.

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Irgendwann lernten wir „Pizza“ kennen und SAM und sie wurden beste Freundinnen. „Pizza“ war ein sehr heller Golden Retriever mit wunderschönen, dunklen Augen, die immer ein wenig traurig aussehen. Selbst wenn sie fröhlich war.
Die beiden verstanden sich gut und es wurde bald zum Ritual, dass sie – gemeinsam mit Herrchen und Frauchen – lange Spaziergänge entlang des Schleiufers unternahmen. „Pizza“ wohnte in unmittelbarer Nähe zur Schlei und kannte dort jede Ecke. Auch die verbotenen. Zwischen Spazierweg und Ufer lag ein Schilfgürtel, der in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen von tiefen Entwässerungsgräben geteilt wurde. In diesen Gräben sammelte sich Wasser. Wasser aus der Schlei, Wasser vom Himmel und Wasser von sonst wo. Und dieses Wasser war schwarz! Was allerdings unsere beiden Lieblinge nie davon abhielt, gemeinsam in diesen Gräben zu toben. Wenn die beiden aus den Fluten emporstiegen, dann war SAMs Fell zugegebenermaßen etwas dunkler als sonst. Aber „Pizza“ sah aus, als ob sie geteert worden wäre. Und so roch sie auch.

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