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Mein Wort Reich

"Nicht Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den Worten fühlen." ( Samuel Butler)

 

 

Geschichten, die das Leben schrieb

August 18, 2015 5893hits

In meinem Posteingang taucht eine kurze E-Mail auf. Ich lese den Absender und kann es kaum glauben. Vor über dreißig Jahren hatten wir uns als Kolleginnen in Düsseldorf kennengelernt und waren Freundinnen geworden. Wir sahen uns täglich, teilten den Alltag und unsere Freizeit. Ich sehe ihr Bild vor mir, aber habe vergessen, warum wir uns aus den Augen verloren. Damals ging ich nach Hamburg zurück, heiratete und lebte mein neues Leben. Sie blieb in Düsseldorf, heiratete ebenfalls und lebte ihr neues Leben. Wann genau der Kontakt abbrach? Keine Ahnung. Aber nun hat sie mich im Web entdeckt und fragt nach, ob ich es wirklich bin? Ja, ich bin es. Und ich freue mich, antworte ihr auf der Stelle.

Seit ein paar Wochen nun tauschen wir lange E-Mails. Reisen in ihnen zurück in unsere gemeinsame Vergangenheit und nehmen uns gegenseitig mit auf Ausflüge unserer Gegenwart. Sie überrascht mich. Weil sie sich an so viel mehr erinnert als ich. Sie erzählt mir Dinge, bei denen ich aus allen Wolken falle. Weil ich gar nicht glauben kann, dass ich diese Begebenheiten vergaß. Aber mit jeder ihrer Zeilen kommen die Erinnerungen zurück und wir uns näher. Wir wollen uns wiedersehen! Nicht jetzt. Auch noch nicht bald. Vielleicht im kommenden Frühjahr. Uns erscheint das als ein guter Zeitpunkt. Bis dahin wollen wir uns weiterhin schreiben und lesen. Und ich freue mich. Gestern habe ich ihre letzte E-Mail beantwortet. Sie ist dran. Und ich kann es kaum erwarten.

Ich hatte noch nie eine Brieffreundin.