Was ein paar Tage Sonne ausmachen! Schon seit langer Zeit ist das Wetter im Norden der Republik mindestens so schön wie im Süden. Und in diesem Juni sind wir hier oben alle trocken geblieben. Kein Starkregen, kein Hagel, keine Gewitter. Lediglich in zwei oder drei Nächten ein paar Regentropfen, das war's. Das Ergebnis von Trockenheit und Wärme zeigt sich jetzt. Die Rosen raffen erneut ihre Rüschen zum Tanz, die Pfingstrosen sind zwar spät, aber so schön wie nie und selbst der alte, verkrüppelte Rhododendron zeigt, dass er noch lebt.
Tüllwolken gleich bauschen sich die Gierschblüten um die Beine der hochwachsenden Rosen. Wie gut, dass ich hier von Anfang an auf den Kampf verzichtet und dem hübschen Unkraut seinen Willen gelassen habe.
'Rose de Resh', 'Rosarium Uetersen' und die blasse 'New Dawn' zeigen ihre ersten Blüten. 'New Dawn' ist in diesem Jahr besonders schön und ihre langen, kräftigen Arme schlingen sich um den Kastanienzaun. Vielleicht als Dankeschön dafür, dass er ihr auch bei starkem Ostwind Halt gibt.
Und auf der Sonnenbank haben neben weißen Pelargonien und Cosmeen eine neue Rose ohne Namen und eine Margerite Platz genommen. Die etwas ramponierten Hornveilchen durften sich auf den Kompost verabschieden und werden nun durch spanische Gänseblümchen, Lobelien und Lavendel ersetzt. Und die Gans ist glücklich über die kleine Schleifenblume, die ihr an der Wand des Heizungshäuschens Gesellschaft leistet.
Ein paar warme Tage, ein wenig Regen. Und der Garten explodiert. Kommt mit! Ich zeige Euch meinen Dschungel.
Der Mohn hat sich seinen Platz in diesem Garten selbst gewählt. Sein Rot ist etwas ordinär.
Der Winter, der kein Winter war, ist Vergangenheit. Nach der großen Rosenblüte hatte ich mich, zumindest was das Fotografien meines Gartens angeht, offensichtlich schon in den Winterschlaf begeben. Ich wollte dieses Grau-Grün-Braun nicht fotografieren. Und Schnee gab es nur an einem einzigen Tag, an dem ich nicht zuhause war.
Viel mehr Spaß hat es mir gemacht, im März mein kleines Garten-Kabuff aufzuräumen, alle Töpfe zu säubern und meine Gerätschaften neu zu ordnen. Denn schon kurz danach pflanzte ich die ersten Frühlingsblüher. Weiße, weil sie in der Dämmerung jede Ecke des Gartens zum Strahlen bringen. Und weil sie so frisch aussehen. Wie in jedem Jahr, pflanze ich zuallererst Hornveilchen. Manchmal mischt sich eine fremde Farbe in mein Weiß, aber was macht das schon? Die Rhododendren, die wir entlang des Gartenzauns aufgereiht haben, zeigen erste Blüten. Jetzt erscheinen sie in einem zarten Rosé, doch schon wenig später wechseln sie zu blendendem Weiß.
Ein wenig mehr Farbe bringt meine neue, kleine Kräuterwanne ins Spiel, zumal ich dem Grünzeug einen Schopflavendel verpasst habe. Zusammen mit dem kleinen Kugellager sieht alles nach Frühling und einem nahen Sommer aus.
Himmelfahrt gesellen sich dann die Löwenzähne dazu, deren Gelb ich eigentlich nicht mag. Aber da ich eh nicht gegen sie ankomme, lasse ich sie gewähren. Schließlich ist Frühling und alles sieht wie frisch gewaschen aus. Auch das Gelb.
Besonders am frühen Morgen ist es deutlich zu spüren. Und zu riechen! Es wird Herbst. Die ersten Nebelschwaden wabern über die Felder und die Luft legt mir den Geschmack von nassen Blättern, feuchtem Holz und letzten Sonnenstrahlen auf die Zunge. Ich liebe den Herbst.
Nur noch ein weiterer Tag und der August ist vorbei. Dieser Sommer war vielleicht nicht an jedem Tag das, was man unter einem Sommer versteht, aber er war dennoch schön. Es gab viele sonnige und auch ein paar heiße Tage. Es gab die Tage mit mehr oder weniger Wolken. Tage mit starkem und mit leichtem Wind. Und an etlichen Tagen kurze und manchmal auch kräftige Schauer. Dem Garten hat es gut getan.
Die Wiese zeigt ein sattes Grün, Bäume und Sträucher ebenfalls. Die Rosen haben uns mit ihrer ersten großen Blüte reich beschenkt und gerade legen sie noch einmal nach. Schaue ich mir ihre Knospen an, haben wir noch einiges zu erwarten. Auch die Stauden geben noch einmal ihr Bestes und die, deren Zeit jetzt erst gekommen ist, bekennen bereits Farbe.
Ich freue mich auf den Herbst. Besonders auf die kühleren, sonnigen Tage, wenn die in all den vielen Spinnennetzen gefangenen Tautropfen glitzern. Aber ich mag auch die Zeit, wenn sich der Nebel auf alles legt und den ganzen Tag nicht mehr aufsteht. Denn spätestens dann ist die Zeit gekommen, ein Feuer im Kamin anzuzünden und sich mit einem Buch und einer Wolldecke aufs Sofa zu kuscheln. Spätestens dann!