Email: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

Mein Wort Reich

"Nicht Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den Worten fühlen." ( Samuel Butler)

 

 

Saturday, 31 October 2015 12:44

Wortwahl

Schon am frühen Morgen höre ich Radio. Erst im Bad, wenig später dann im Auto auf der Fahrt nach Hamburg. Welche Musik? Schon sehr lange fast gar keine mehr. Ich höre Deutschlandfunk, da machen sich Melodien rar und stattdessen Worte breit. In Nachrichten, Pressestimmen, Kommentaren, Korrespondentenstimmen und Interviews. Im Zentrum all dieser Beiträge stehen die Flüchtlinge. Ich erfahre viel, von dem ich keine Ahnung hatte. Erhalte Bestätigung dessen, was man sich überall erzählt. Ich höre Geschichten, die mich oft fassungslos, nachdenklich und zornig machen. Und manchmal rühren sie mich zu Tränen.

Ich habe zum Thema Flüchtlinge eine Meinung. Diese Meinung muss und will ich mit niemandem diskutieren. In meinem direkten Umfeld gibt es viele unterschiedliche Menschen und jeder von ihnen denkt in dieser Sache anders. Das ist völlig in Ordnung, weil sie ganz eigene Beweggründe haben, auf denen ihre Haltung basiert. Ich denke, das sollte jeder akzeptieren und nicht permanent dagegen anreden. Andere denken nicht so. Sie wollen die Diskussion. Und auch das ist ihr gutes Recht.

Doch warum benutzen sie oftmals eine so unglaublich rohe, gewalttätige, brutale, erbarmungslose, kalte und gnadenlose Sprache? Das macht mich krank! Und ich empfinde sie als gefährlich. Warum kann sich ein Mensch, der seine Meinung kund tun möchte, nicht normaler Worte bedienen? Es ist keine Frage der Bildung, was so manches Politikerwort beweist. Aber was ist es dann? Und selbst diejenigen, die sich nicht artikulieren können aber wollen, posten Fotos von Stimmung machenden Artikeln oder plakative Hetzparolen. Das ist unerträglich.

Natürlich haben wir ein Problem. Und die Ursachen, die dazu geführt haben, sind hinlänglich bekannt. Doch ebenso klar ist auch, dass es sich durch lautstarkes Pöbeln nicht in Luft auflösen wird. Das große Ganze können wir vielleicht nicht ändern. Aber im Kleinen kann es jeder von uns versuchen. Beginnen wir mit den Worten, die wir wählen.

Published in Mein Blog
Sunday, 25 October 2015 11:25

Herzlich willkommen! Tarhib!

Viele Fragen schwirren in meinem Kopf umher, während ich für unser gemeinsames Essen heute Abend Gemüse putze, schneide, püriere und Unmengen von Knoblauch schäle, hacke und zerdrücke. Sollten Reste übrig bleiben, würde ich sie morgen wegen meiner Termine am Montag nicht essen können. Ich tunke einen kleinen Löffel in das Glas mit Harissa und probiere. Hot, hot, hot! Das Zeug hat es in sich, aber vermischt mit kühlem, griechischen Joghurt wird es zu einer pikanten Begleitung für die Merguez, kleine französische Lammwürstchen. Ob sie die mögen? Hühnchen steht für heute Abend auf dem Wunschzettel und natürlich wird es Hühnchen geben. Mit Kartoffeln und Gemüse, so wie bestellt. Ob sie sich wohl freuen, wenn ich vorweg arabische Vorspeisen serviere? Ich male die einzelnen Mezze auf die Tafel in der Küche. Dann wissen sie gleich, was sie erwartet.

Baba2

Unsere Gäste sind vor etwas mehr als zwei bzw. vier Monaten aus Syrien gekommen. Dort lebten sie in Damaskus, jetzt leben die drei jungen Männer in unserer Nachbargemeinde. Sie sind miteinander verwandt, zwei Brüder und ihr Cousin. Heute treffe ich sie das erste Mal, kenne sie bislang nur aus Erzählungen. Im Deutschkurs der Gemeinde, den sie an fünf Vormittagen in der Woche besuchen, hat mein Mann sie getroffen. Dieser Kurs wird von ehrenamtlichen Helfern abgehalten, die alle keine Lehrer sind. Doch da es bis zum nächsten Volkshochschulkurs noch vier bis fünf Monate dauert, besuchen sie diesen Unterricht. Denn dort lernen sie neue Worte, hören den Klang der neuen Sprache und versuchen zu begreifen, was Essen und Hessen voneinander unterscheidet? Seit ein paar Wochen sind auch ihre Nachmittage mit dem Erlernen unserer Sprache ausgefüllt. Mit meinem Mann zusammen erobern sie ihr 'Deutsch für Migranten'-Lehrbuch, erzählen ihm Geschichten aus ihrem Leben. Sie haben ein Ziel und das tägliche Reden, Lesen, Hören, Schreiben bringt sie diesem Ziel näher. Und sie lernen oft bis in die Nacht. Manches Mal dauert es lange, bis eine Geschichte erzählt ist. Und nein, bitte kein Englisch! Die drei haben studiert bzw. waren noch im Studium bevor sie hierher kamen. Doch sie wollen auf keine andere Sprache ausweichen, wenn es um Erklärungen geht.

Sie sind da. Die Hunde müssen heute Abend in ihrem Zimmer bleiben. Der jüngste unserer Gäste hat panische Angst vor Hunden. Hallo! Herzlich willkommen! Einer nach dem anderen gibt mir die Hand. Schüchtern sind sie. Erleichterung macht sich breit als sie sehen, dass keine Hunde über sie herfallen. Möchtet Ihr Wein? Rot oder weiß? Zwei von ihnen entscheiden sich für Rotwein und der dritte gesteht, dass er noch nie Wein getrunken hat. Möchtest Du ihn probieren? Ja. Er grinst. Der Rotwein schmeckt ihm. Wir erfahren, dass er bislang aus religiösen Gründen keinen Alkohol getrunken hat. In Syrien trinken die Menschen "in der Regel" (O-Ton, beachtlich!) keinen Alkohol. Jetzt stehen sie vor meiner Tafel und versuchen, die von mir in lateinischer Schrift geschriebenen arabischen Namen der Mezze zu lesen. Sehr fröhlich, alles erkannt.

Wir sitzen am Tisch, guten Appetit - wajabbat shahia! Mir wird erklärt, dass 'Nakamik' in Syrien nicht als Vorspeise serviert werden. Aber sie schmeckt allen. Mein 'Baba Ganoush' wird gelobt, obwohl man in Syrien auf die Oberfläche der Auberginencreme immer noch eine dünne Schicht Olivenöl zusätzlich gießt und beim 'Spanech' bemerken sie, dass dafür in ihrer Heimat keine "saure", sondern "alte" Sahne verwendet wird. Es schmeckt allen, auch der Rotwein. Die Gespräche stocken hin und wieder und in den Pausen fliegen arabische Worte über dem Tisch hin und her. Sie helfen sich gegenseitig, ihre Sätze mit deutschen Worten zu füllen und keiner von ihnen ist beleidigt, wenn die anderen lachen. Sie erzählen mir, dass sie noch Schwierigkeiten damit haben, beispielsweise den Unterschied zwischen "kennen" und "wissen" zu begreifen. Bilden aber gleich darauf zwei völlig korrekte Sätze unter Einsatz dieser Worte. Auch die langen, zusammengesetzten Wortgebilde der deutschen Sprache bereiten ihnen Probleme. "Asylbewerberangelegenheiten" ist eines davon, und es gibt viele mehr. Unsere Gäste stellen viele Fragen und ich sehe, wie sie unsere Antwort darauf hinter ihrer Stirn sortieren und abspeichern. Um dann, wohl überlegt, einen Satz zu formulieren, der uns zusammenbrechen lässt. Vor Überraschung und vor Lachen. An so mancher Stelle war es wirklich sehr lustig und wir alle hatten unseren Spaß.

Offenbar war es selbstverständlich für unsere drei Besucher, mit uns gemeinsam den Tisch abzuräumen. Und zuletzt fragt mich der älteste von ihnen "...und das Salz kommt hier hin?" und stellt es an den richtigen Platz. Bevor mein Mann sie nach Hause fährt beschließen wir, dass er das nächste Mal gemeinsam mit den dreien einkauft und sie in unserem Haus für uns etwas Syrisches kochen. Darauf freue ich mich! Nem!

Published in Mein Blog
Sunday, 25 October 2015 09:26

Mezze - arabische Vorspeisen

Baba Ganoush - Auberginencreme

1 grosse Aubergine (am besten bio)
1 gelbe oder rote Paprika
1 Bund Pfefferminze, klein gehackt
Saft einer halben  Zitrone
4 EL Olivenöl
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Rosenpaprikapulver
Salz
1 Knoblauchzehe, zerdrückt

Backofengrill einschalten. Aubergine halbieren, mehrmals mit einer Gabel in das Fruchtfleisch stechen und im Backofen (ohne Zugabe von Öl) ca. 20 Min. grillen. In der Zwischenzeit die Paprikaschote putzen, waschen und in sehr feine Würfel schneiden. Minze ebenfalls waschen und klein hacken. Das inzwischen weiche Fruchtfleisch der Aubergine mit einem Löffel aus der Schale kratzen und in einem hohen Gefäß mit dem Paprikapulver, der kleingehackten Minze, Zitronnensaft, Olivenöl, Salz und Knoblauch pürieren. Die Paprikawürfel in etwas Öl weich dünsten und unter das Püree mischen. Mind. 1 Stunde ziehen lassen.

Unter "Weiterlesen" findet Ihr weitere Rezepte!

Published in Vorspeisen

Gâteau Victoire (Schokoladenkuchen) mit Chili-Mango-Salat
- 4 Personen

350 g Zartbitterschokolade (76% Kakao)
220 ml Sahne
6 Eier (L)
100 g brauner Zucker
1 Prise Salz
Puderzucker
1 EL Mehl zum Ausstreuen der Form

1 große reife Flug-Mango
1 TL Chiliflocken
1 Limette
Puderzucker
Himbeeren, Blaubeeren o.ä. für die Deko
etwas frische Minze

Backofen auf 180° vorheizen.

Published in Sweets
Page 1 of 2