Dort gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf Geheiß von Kaiser Wilhelm II einen für diese Zeit gigantischen Bauboom. Denn unmittelbar nach der Errichtung des kaiserlichen Postamts - den Kaiser hatte offenbar die fehlende postalische und telegraphische Anbindung Oberhofs an das deutsche Kommunikationsnetz geärgert - machte sich der Postmeister Heinrich von Stephan an den Bau von Nobelherbergen. Hintergrund hierfür war seine große Jagdleidenschaft, denn auf Einladung des Landesherren, Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, machte er Jagd auf die seltenen Auerhähne im Revier. Und da die Jagdgesellschaft nicht im Postamt schlafen konnte, mussten Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden. So entstanden eine Reihe von Luxushotels, zu denen das "Sansoussi" gehörte. Natürlich ging meine Besitzerin nicht auf Auerhähne. Sie besuchte dieses Oberhof wegen der großartigen Skipisten und des geselligen Beisammenseins danach. Und um sich in einem Pferdeschlitten durch den Schnee ziehen zu lassen.
Meiner Kehrseite ist anzusehen, dass ich bereits vor 1936 in See gestochen war. Denn die Hamburg-Südamerikanische Schiffahrtsgesellschaft hieß erst ab diesem Jahr Hamburg-Süd. Ich habe die Nordlandroute genommen, bin Rentieren und Lappen begegnet und für die kühlen Stunden an Bord hielt ich ein schurwollenes Plaid bereit."
"Diese Kälte wäre ja nichts für mich, weder zu Lande noch zur See. Ich reiste am liebsten nach Italien. Eine Reise in mehreren Etappen. Von Hamburg aus ging es nach Prien am Chiemsee, wo ich eine Weile verschnaufen durfte. Danach war das historische Hotel "Posa" in Positano unser Ziel, das weit oberhalb des Meeres gelegen war. Meine Madame trug zu der Zeit den als "New Look" angesagten weit schwingenden Rock und schmale Oberteile, todschick und wie gemacht für das Dolce Vita an der Amalfiküste. Die italienischen Männer waren hingerissen von la bella figura."
"Als sie mich mit auf ihre Reise nahm, wurde ich von einem Pagen in der Livree des Grandhotels Bad Schwalbach getragen. Dort traf sich die Prominenz im Sommer 1932 und feierte bei Schildkrötensuppe und Mastochsenlende "Wellington" die Eröffnung des neu errichteten Staatlichen Kurhotels. Später beherbergte es das "Eden Parc", das die beste regionale Küche bot. Leider musste dieses imposante Haus schon vor Jahren Konkurs anmelden.
Da lob ich mir das Grand-Hotel Dolder, ein 5* Sterne-Haus am Hang des Adlisbergs mit Sicht auf den Zürichsee. Es existiert bereits seit 1899 und glich damals einem Märchenschloss. Im Laufe der Jahre wurde es um moderne Anbauten erweitert, jedoch erinnert das elegante Foyer auch heute noch an die prachtvollen Zeiten."
"Mir hat niemand so hübsche Aufkleber verpasst! Ich war auf allen Reisen dabei und stets dazu da, alle notwendigen Utensilien meiner Dame zu tragen. Die Schlaufen in meinem Innern waren dafür bestimmt, Fläschchen, Töpfe, Tiegel, Bürsten und Kämme sicher zu verwahren. In meiner Verantwortung lag ihre Schönheit und darauf bin ich noch heute stolz."
Der Kleine verzichtete darauf zu erzählen, dass er viele Jahre später durch mich einer anderen Bestimmung zugeführt worden war. Ich hatte alle seine Schlaufen entfernt und ihn als Aktenkoffer genutzt. Sein dickes Leder machten ihn dafür viel zu schwer, aber niemand trug seine Unterlagen in einem schöneren Koffer von Termin zu Termin als ich.