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Mein Wort Reich

"Nicht Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den Worten fühlen." ( Samuel Butler)

 

 

In meinem Posteingang taucht eine kurze E-Mail auf. Ich lese den Absender und kann es kaum glauben. Vor über dreißig Jahren hatten wir uns als Kolleginnen in Düsseldorf kennengelernt und waren Freundinnen geworden. Wir sahen uns täglich, teilten den Alltag und unsere Freizeit. Ich sehe ihr Bild vor mir, aber habe vergessen, warum wir uns aus den Augen verloren. Damals ging ich nach Hamburg zurück, heiratete und lebte mein neues Leben. Sie blieb in Düsseldorf, heiratete ebenfalls und lebte ihr neues Leben. Wann genau der Kontakt abbrach? Keine Ahnung. Aber nun hat sie mich im Web entdeckt und fragt nach, ob ich es wirklich bin? Ja, ich bin es. Und ich freue mich, antworte ihr auf der Stelle.

Seit ein paar Wochen nun tauschen wir lange E-Mails. Reisen in ihnen zurück in unsere gemeinsame Vergangenheit und nehmen uns gegenseitig mit auf Ausflüge unserer Gegenwart. Sie überrascht mich. Weil sie sich an so viel mehr erinnert als ich. Sie erzählt mir Dinge, bei denen ich aus allen Wolken falle. Weil ich gar nicht glauben kann, dass ich diese Begebenheiten vergaß. Aber mit jeder ihrer Zeilen kommen die Erinnerungen zurück und wir uns näher. Wir wollen uns wiedersehen! Nicht jetzt. Auch noch nicht bald. Vielleicht im kommenden Frühjahr. Uns erscheint das als ein guter Zeitpunkt. Bis dahin wollen wir uns weiterhin schreiben und lesen. Und ich freue mich. Gestern habe ich ihre letzte E-Mail beantwortet. Sie ist dran. Und ich kann es kaum erwarten.

Ich hatte noch nie eine Brieffreundin.

 

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Gäste stören Deine Ordnung! Diesen Satz habe ich vor vielen Jahren in irgendeinem Buch, in irgendeiner Zeitschrift gelesen. Und es stimmt! Dabei haben wir sehr gern Gäste. Wenn es nicht so wäre, würden wir sie kaum einladen. 

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Hausgäste. Also Gäste, die über Nacht oder gleich mehrere Tage bleiben. Sie stören schon in dem Moment die Ordnung, in dem sie zur Tür herein spazieren. Ihre Taschen fliegen in eine Ecke des Flurs und ihre Arme hoch, um uns zu umarmen. Danach sind die Hunde dran, die ausgiebig begrüßt, geknuddelt und mit einem Leckerli verwöhnt werden. Mit Gästen ist das Haus gleich voller. Irgendwie ausgefüllt. Auf der Schiefertafel in unserer Küche steht mit Kreide geschrieben "Herzlich Willkommen", wobei das Herzlich durch ein gemaltes Herz zum Ausdruck kommt. Den passenden Drink dazu nehmen wir gleich in der Küche ein. Am Tresen steht es sich so nett. Nach dem ersten Drink räumen unsere Gäste meist ihre Klamotten vom Flur ins Gästezimmer, wofür ich ihnen dankbar bin. Bleiben die Gäste das erste Mal über Nacht, erhalten sie eine kurze Einweisung. Also hier ist Euer Zimmer, hier Euer Bad. Handtücher sind ausreichend vorhanden, wenn eine Zahnbürste oder ein Shampoo fehlt, findet ihr es in dieser Schublade. Wenn Ihr friert, gibt es Extradecken hier! Über die Blumen freuen sie sich am meisten.

Emilys

Wer als Gast in meiner Küche steht geht erst einmal davon aus, dass es nichts zu essen gibt. Es stehen keine Töpfe auf dem Herd, keine Pfannen im Ofen und alles ist sauber und aufgeräumt. Nur ein Blick auf den gedeckten Tisch lässt ahnen, dass mit einem mehrgängigen Menü zu rechnen ist. Und spätestens dann sollten sie sich daran erinnern, dass wir im Vorwege gefragt hatten, "was mögt Ihr nicht?" Schließlich will niemand Gäste lustlos im Essen stochern sehen. Gäste, die bereits häufiger hier waren wissen, dass die einzelnen Bestandteile ihres Abendessens vorbereitet in der benachbarten Speisekammer stehen und darauf warten, gerührt, geschlagen, gewärmt, geschnitten, garniert und arrangiert zu werden. Ich liebe diese Abendessen. Es macht einfach Spaß, für Menschen zu kochen, die es genießen, bekocht zu werden. Und natürlich reden wir während des Essens übers Essen. Glücklicherweise aber nicht ausschließlich.

Selbstständige Gäste sind uns die liebsten. Sie wissen nicht nur, wo die Getränke zu finden sind, sondern nehmen sich was sie brauchen. Sie kennen sich in unserer Speisekammer aus. Nehmen sich ein Buch, eine Zeitschrift oder die Sonntagszeitung. Sie lesen, spielen mit den Hunden, hängen in der Sonne ab oder gehen spazieren. Ich liebe sie, weil sie kein Entertainment erwarten. Nach jedem ihrer Aufenthalte bei uns bin ich froh. Über die schöne Zeit mit ihnen. Und dass sie nun wieder weg sind. Aber ich freue mich jedes Mal darauf, wenn sie wiederkommen. Vielleicht rufe ich gleich mal an und frage, wann?

 

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Zugegeben, unser Haus wird nicht von Rosen umrankt oder gar von ihren langen, biegsamen und dornenreichen Zweigen umarmt. Aber ihre üppige Blüte in diesem Sommer lässt ahnen, wie Dornröschen sich gefühlt haben muss. Ein paar von ihnen wachsen uns langsam über den Kopf. Und das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass auf unserem Boden Rosen gut gedeihen, aber auch, dass ich mich bei der Wahl der einzelnen Sorten von ihren wundervollen rosafarbenen Blüten habe verführen lassen, ohne darauf zu achten, ob sie hoch hinaus wollen. Also darf ich auch jetzt nicht darüber klagen, dass doch eine Reihe von stützenden, haltenden, bindenden Maßnahmen erforderlich sind, um das Rosa, Rot, Aprikot und ein ziemlich freches Rotgelb (ungeplant) zu bändigen. Nur 'The Fairy' darf mir ihr Zartrosa zu Füßen legen.

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